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gen so hohen Reiz verleiht, Busenhgel, die sich
zusammendrngten, wie Georg IV. es liebte, oder ge-
trennt waren, wie die Mode des 18. Jahrhunderts es woll-
te, oder sich einander nherten, wie es Ludwig XV.
liebte, aber immer sichtbar, in kecker Hllenlosigkeit
oder unter den hbschen gefltelten Busenltzen von
Raffaels Bildern, dem Triumph seiner geduldigen Sch-
ler. Reizende Fe, die sich im Tanzschritt spannten,
Taillen, die sich im Schwnge des Walzers bogen, riefen
auch die Aufmerksamkeit der Gleichgltigsten wach. Das
Murmeln der sanftesten Stimmen, das Rauschen der
Kleider, das Gleiten des Tanzes, die heftigen Bewegun-
gen des Walzers bildeten eine phantastische Begleitung
der Musik. Es war, als htte eine Fee mit ihrem Zauber-
stabe diese betubende Magie, diese Melodie von Dften,
diese schillernden Lichter in den Kristallkronen, in denen
die Kerzen flackerten, diese von den Spiegeln vervielfl-
tigten Bilder dirigiert.
Dieser Kranz der reizendsten Frauen in den schnsten
Toiletten hob sich wirkungsvoll ab von der dunklen Mas-
se der Mnner, unter denen die eleganten, feinen, korrek-
ten Profile der Edelleute, die hellblonden Schnurrbrte
und ernsten Gesichter der Englnder sich mit den anmu-
tigen Gesichtern der franzsischen Aristokratie mischten.
Alle Orden Europas blinkten auf ihrer Brust, am Band
um den Hals oder an der Hfte getragen. Dem Beobach-
ter zeigte diese Gesellschaft nicht nur die glnzenden
Farben des Schmuckes, sie hatte eine Seele, lebte, dachte
und fhlte. Verhehlte Leidenschaften gaben ihr das Ge-
prge. Man konnte den Austausch boshafter Blicke auf-
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fangen, das Verlangen, das wei gekleidete, unbesonnene
Mdchen verrieten, konnte die Bosheiten belauschen, die
eiferschtige Frauen sich hinter dem Fcher sagten, und
die bertriebenen Komplimente, die sie einander mach-
ten.
Diese geschmckte, frisierte, parfmierte Gesellschaft
gab sich einem Festtaumel hin, der zu Kopfe stieg, wie
ein berauschender Dunst. Es war, als stiegen von allen
Stirnen und aus allen Herzen Gefhle und Gedanken em-
por, die sich verdichteten und durch ihre geballte Masse
auch die Kltesten betrten. Als dieser berauschende
Abend seinen Hhepunkt erreichte, zog es Frau Felix von
Vandenesse unwiderstehlich, mit Nathan zu plaudern. Er
stand in einer Ecke des vergoldeten Salons, in dem ein
bis zwei Bankiers, Gesandte, frhere Minister und der
alte unmoralische Lord Dudley, der zufllig dazu kam,
beim Spiel saen. Vielleicht gab Frau von Vandenesse
jenem Rausch nach, der auch den Verschwiegensten oft
ihre Geheimnisse entlockt.
Beim Anblick dieses Festes und des Glanzes einer Welt,
zu der er bisher keinen Zutritt gehabt hatte, wurde Na-
thans Herz von doppeltem Ehrgeiz geqult. Er sah
Rastignac, dessen jngerer Bruder mit 27 Jahren Bischof
geworden war, dessen Schwager, Martial de la Roche-
Hugon, Minister war, whrend er selbst Unterstaatssekre-
tr war und, wie es hie, die einzige Tochter des Barons
von Nucingen heiraten sollte. Er sah als Mitglied des
Diplomatischen Korps einen unbekannten Schriftsteller,
der fr eine seit 1830 zum Regierungsblatt gewordene
Zeitung die auslndische Presse bersetzte, sah Artikel-
schreiber im Staatsrat, Professoren als Pairs von Frank-
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reich und erkannte mit Schmerzen, da er auf dem Holz-
wege war, wenn er den Umsturz dieser glnzenden Aris-
tokratie predigte, in der die Talente, die Glck hatten, die
erfolggekrnte Geschicklichkeit und die wahre berle-
genheit glnzten. Blondet, der so viel Unglck gehabt,
der im Journalismus so wenig erreicht hatte, aber hier
lieb Kind war, konnte, wenn er nur wollte, durch seine
Beziehungen zur Grfin Montcornet noch den Pfad des
Erfolges beschreiten. Er war in Nathans Augen ein schla-
gendes Beispiel fr die Macht gesellschaftlicher Bezie-
hungen. Im Herzensgrunde beschlo er, auf
berzeugungen zu pfeifen, genau wie de Marsay,
Rastignac, Blondet und Talleyrand, das Haupt dieser
Sekte, nur mit Tatsachen zu rechnen, sie zu seinem Vor-
teil zu wenden, in jedem System eine Waffe zu sehen und
eine so gut eingerichtete, so schne, so natrliche Gesell-
schaft nicht zu erschttern.
Meine Zukunft, sagte er sich, hngt von einer Frau
ab, die zu dieser Gesellschaft gehrt. Dieser, in der Glut
eines wilden Verlangens erzeugte Gedanke erfllte ihn,
als er sich auf die Grfin von Vandenesse strzte, wie ein
Sperber auf seine Beute. Das holde Geschpf in seinem
Schmuck von Marabufedern, der die reizvolle Weichheit
Lawrencescher Portrts hervorrief, wurde durch die ko-
chende Energie des vor Ehrgeiz rasenden Dichters betrt.
Lady Dudley, der nichts entging, begnstigte dies Zwie-
gesprch, indem sie den Grafen von Vandenesse mit Frau
von Manerville zusammenbrachte. Diese zog Felix kraft
ihres alten Einflusses in die Schlingen eines Disputs voll
herausfordernder Worte und Anvertrauungen, die sie
durch Rotwerden verschnte, voll bedauernder Anspie-
lungen, die sie ihm wie Blumen zu Fen warf, und vol-
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ler Anschuldigungen, bei denen sie sich ins Recht setzte,
um Unrecht zu erhalten. Es war das erstemal seit ihrem
Bruch, da die beiden sich unter vier Augen sprachen.
Whrend die alte Geliebte ihres Gatten in der Asche ihrer
erloschenen Freuden nach ein paar Funken whlte, ver-
sprte Frau Felix von Vandenesse jenes heftige Herz-
klopfen, das bei jeder Frau die Gewiheit hervorruft,
etwas Unrechtes zu tun und auf verbotenen Wegen zu
wandeln. Solche Wallungen sind nicht ohne Reiz und
erwecken so viele schlummernde Krfte. Noch heute, wie
im Mrchen von Blaubart, greifen alle Frauen gern nach
dem blutbefleckten Schlssel  eine prachtvolle mytho-
logische Vorstellung, ein Ruhmesblatt Perraults. [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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